Grünes Image vs. Mogelpackung

Greenwashing-Alarm in der Verpackungswelt

Die Verpackungsindustrie präsentiert sich zunehmend als nachhaltig, doch nicht alles hält der Prüfung stand. Greenwashing beschreibt Marketingstrategien, die Umweltfreundlichkeit vortäuschen. Von vagen Begriffen bis zu irreführenden Labels - Unternehmen betonen oft Recycelbarkeit, verschleiern jedoch wahre Umweltauswirkungen.

Nachhaltige Verpackungen im Fokus: Innovation oder Marketingstrategie?

Wir haben als Großhändler für Transport- und Versandverpackungen, vorwiegend vor Ausbruch der Corona-Krise, eine deutliche Entwicklung hin zu nachhaltigen Verpackungs-Alternativen erlebt - wobei regelmäßig neue Verpackungen wie Graskartons oder Folie aus Maisstärke auf den Markt gebracht wurden. Diese Bemühungen sind im Zuge des Preisdrucks durch den Ukraine-Krieg und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Probleme leider etwas zurückgegangen - aber gerade unter Berücksichtigung der preislich angespannten Lage lohnt sich ein genauer Blick: Wie umweltfreundlich sind unsere Verpackungen wirklich? Echte Nachhaltigkeit oder nur ein grüner Anstrich? Diverse Studien belegen, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger für die Kaufentscheidungen der Endkonsumenten werden. Aus dem Grund versuchen viele Unternehmen, sich ein grünes Image aufzubauen - wobei Verpackungen oftmals als erstes Indiz eines ökologischen Bewusstseins vorhalten. Doch nicht alles, was grün scheint, ist wirklich nachhaltig.

Echte Nachhaltigkeit oder nur grüner Anstrich?

Die Bezeichnung Greenwashing setzt sich aus den Wörtern "green" (grün) und "whitewashing" (beschönigen) zusammen. Dabei beschreibt es die Strategie von Firmen, durch Marketing und Werbung umweltfreundlicher zu wirken, als sie tatsächlich wirtschaften. Unternehmen nutzen Greenwashing, um ein positives Image zu erzeugen, umweltbewusste Verbraucher anzulocken und möglicherweise Kritik abzuwenden - ohne sich die Investitionen für wirklich nachhaltiges Wirtschaften aufzubürden. Einige konkrete Beispiele für Greenwashing sind übertriebene Werbeversprechen, falsche Labels und Vernebelungstaktiken. So setzen beispielsweise Unternehmen, deren Kerngeschäft an sich schon umweltschädlich ist (z.B. Kreuzfahrt-Reedereien, oder die Mineralöl- und Kohle-Industrie), gerne Greenwashing als Marketing-Instrument ein. Daneben gibt es einige Beispiele, wo mehr Geld für Werbung als für den Umweltschutz ausgegeben wird (Beispiel: die Krombacher Regenwald-Kampagne). Ebenfalls sind viele große Konzerne sehr aktiv in der Lobbyarbeit, um gesetzliche Umweltschutz-Maßnahmen zu umgehen. Dabei wird meist öffentlichkeitswirksam Umweltschutz vorgegaukelt und hinterrücks die Politik gegenteilig beeinflusst. Auch gesetzliche Bestimmungen werden gerne genutzt, um Greenwashing zu betreiben. Wenn beispielsweise gesetzliche Vorgaben erfüllt werden, betrachten wir dies nicht als grünes Handeln, sondern lediglich als die Umsetzung rechtlicher Anforderungen. (Beispiel: Verzicht auf Plastikstrohhalme seit 2021).

Die Verpackungsindustrie steht vor der Herausforderung, zunehmend nachhaltige Lösungen anzubieten und umweltschonend zu handeln, was sie leider besonders anfällig für Greenwashing macht. So ergab eine Umfrage aus dem Jahr 2024, dass ganze 64 Prozent der deutschen Verbraucher bereit wären, einen Aufpreis für eine nachhaltige Verpackung zu zahlen. Vor dem Hintergrund nutzen Verpackungs-Unternehmen oft mehr oder minder geschickte Taktiken, um sich ein oberflächlich grünes Image zu verschaffen. Dazu gehören oftmals vage Behauptungen, irreführende Bilder und Sprache oder ein Fokus auf irrelevante Aspekte zur Ablenkung von negativen Auswirkungen. Hinsichtlich der Sprache sind gute Beispiele für Greenwashing in der Verpackungsindustrie die Verwendung von Begriffen wie "eco-friendly", "green" oder "natural", ohne spezifische Informationen oder verifizierbare Beweise zu liefern. Diese Begriffe sind nämlich nicht rechtlich geschützt und können deshalb in einer solch vagen Form verwendet werden. Genauso schaut es bei der grafischen Ausarbeitung aus. Hier verwenden einige Verpackungsfirmen gerne grüne Farben, Blätter oder andere Naturmotive, um umweltfreundliche Werte zu vermitteln, selbst wenn das Produkt diese nicht unterstützt. Ebenso werden gerne Aspekte hervorgehoben, welche erstmal wenig mit einer nachhaltigen Herstellung zu tun haben, wie die Recycelbarkeit von Plastiktüten, obwohl das Problem in der übermäßigen Nutzung und unsachgemäßen Entsorgung von Plastik liegt. Konkret im Kontext der Folienproduktion haben einige Hersteller über ClimatePartner - ein Unternehmen, das transparente Klimaschutzstrategien für mehr ökologische Verantwortung bietet und Klimaurkunden und -zertifikate vergibt - grob deren CO2-Ausstöße angegeben und werben mittels der erworbenen CO2-Zertifikate mit einer klimaneutralen Produktion, die de facto nicht stattfindet. Ganz im Gegenteil flossen in der Vergangenheit ganze 97 Prozent der Ausgaben für ein ClimatePartner-Siegel nachweislich in das Unternehmen selbst und nur drei Prozent in Klimaschutzprojekte. Allgemein gilt es zu berücksichtigen, dass bei den meisten Umweltsiegel-Anbietern auch ein privatwirtschaftliches Unternehmen dahintersteht, das auf Gewinne angewiesen ist. Dies kann den eigentlichen Anspruch, uneingeschränkt für den Schutz der Umwelt einzustehen, erheblich beeinflussen und infrage stellen.

Mit einer neu gedachten Nachhaltigkeit wird der ursprüngliche, rein ökologische Gedanke des Umweltschutzes nochmal deutlich ausgeweitet, denn neben dem Material werden mittlerweile auch Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse, eingesetzte Energien und soziale Aspekte kritisch durchleuchtet. Für uns als Verpackungshändler beinhaltet Nachhaltigkeit die Bereiche Ökologie, Ökonomie sowie auch Soziales. Um diese Werte nicht nur in der Produktion, sondern auch darüber hinaus zu verwirklichen, setzen wir neben der Einhaltung spezieller umweltfreundlicher Produktionsweisen ebenso auf einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit unseren Mitarbeitenden sowie auf eine verantwortungsvolle Ressourcennutzung. Dies überprüfen wir auch regelmäßig im Austausch mit unseren Lieferanten. Als Verpackungshändler sehen wir außerdem unsere Pflicht darin, unsere Kunden bei Ihrer Verpackungsauswahl dahingehend zu beraten, dass die soeben beleuchteten zentralen Nachhaltigkeitsfaktoren herstellerunabhängig abgedeckt werden.

Für uns persönlich ist Nachhaltigkeit einer der bedeutendsten Faktoren für gute und zeitgemäße Transport- und Versand-Verpackungen. So sollte eine umweltfreundliche Verpackung schon in der Herstellung bezahlbar sein, um schlussendlich einen wettbewerbsfähigen Verkaufspreis halten zu können. Zusätzlich spielt für einen schlanken Verpackungsprozess auch die Ergonomie für eine einfache Handhabung und optimierten Ressourceneinsatz sowie vor allem auch die Integrität der Ware eine wichtige Rolle. Um eine Umverpackung guten Gewissens als nachhaltiges Produkt zu bezeichnen, müssen selbstverständlich auch dessen Zusammensetzung und die Herkunft der eingesetzten Rohstoffe berücksichtigt werden.

An dieser Stelle möchten wir gerne einmal darauf aufmerksam machen, dass es gilt, die nachhaltigste Verpackungslösung für ein Produkt im Einzelfall zu bestimmen und es hier keine universelle Lösung gibt. Auch wenn in der Praxis häufig Papierverpackungen die nachhaltigste Verpackungsoption bieten, kann in einigen Fällen auch der Einsatz einer Plastikverpackung deutlich nachhaltiger sein als der Einsatz eines Pendants aus Papier. Das hat den Hintergrund, dass für die Herstellung einer Plastikverpackung meist deutlich weniger Energie aufgebracht werden muss, die Folie im besten Falle diverse Male ohne größere Qualitätseinbußen recycelt wird, die Robustheit der Verpackung bei geringerem Materialeinsatz höher sein kann und auch das Gewicht sowie Volumen einer Kunststoffverpackung meist niedriger sind.

Im Angesicht der Aufgabe, die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen, steht die Verpackungsindustrie oft vor großen Herausforderungen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Einerseits müssen Verpackungen Produkte vor Schäden, Kontamination, sowie Verderb schützen und als klassischer C-Artikel günstig sein. Andererseits wächst die Nachfrage nach umweltfreundlichen und recyclingfähigen Verpackungen. Aus dem Grund sind wir in diversen Klimaschutz- und Wirtschafts-Netzwerken aktiv und auch mit Forschungsinstituten wie Fraunhofer IVV im regen Austausch, um aktiv die umweltfreundlichen Verpackungen der Zukunft im Sinne der Circular Economy zu entwickeln und als Vorreiter auf den Markt zu bringen. Dabei fokussieren wir uns darauf, Kunststoffe in Verpackungen zu reduzieren und recyclingfähig zu gestalten, sowie Verpackungen aus Rezyklaten oder biobasierten Rohstoffen wie Papier und Biopolymeren zu konzipieren.

Die Verpackungsindustrie wird oft zu Recht kritisiert, wenn es um ihre Nachhaltigkeitsversprechen geht. Hierzu deckte eine ARD-Dokumentation namens "Die Recyclinglüge" einige Missstände im Umgang mit Plastikmüll auf und stellte die Effizienz von Kunststoffrecycling infrage. Diese Dokumentation hat drastische Bilder von Müllbergen in Indonesien und meterbreit auf dem Ganges treibendem Plastik aufgezeigt. Allerdings wird diese eindimensionale Betrachtung von vielen Verpackungsexperten auch wieder kritisch gesehen. Dementsprechend äußerten sich einige Branchenverbände negativ zur Darstellung der Dokumentation und betonten, dass die Verbindung der Plastikvermüllung der Meere mit einem unzureichenden Plastikrecycling in Deutschland ebenfalls an Täuschung grenze. Zu beachten gilt hier unserer Meinung nach auch, dass eine Kunststoffverpackung, wie angemerkt, nachweislich die nachhaltigste Verpackungsoption darstellen kann.

Verpackungen mit Zukunft: Jetzt sind echte Fortschritte gefragt

Leider ist Greenwashing in der Verpackungsindustrie weit verbreitet und stellt eine große Herausforderung dar. Dabei nutzen Unternehmen teils geschickte Taktiken, um sich ein grünes Image zu verschaffen, ohne tatsächlich nachhaltig zu handeln. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass nicht alles, was grün erscheint, auch wirklich nachhaltig ist. Es ist wichtig, kritisch zu hinterfragen und sich über die tatsächlichen Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen zu informieren. Nur so kann man sicherstellen, dass man wirklich umweltfreundliche Produkte kauft und kein Greenwashing unterstützt. Trotz der thematisierten Missstände birgt die Verpackungsindustrie auch große Chancen, sich nachhaltig zu entwickeln. Durch innovative Ansätze und Technologien können umweltfreundliche und recyclingfähige Verpackungen geschaffen werden, die den Schutz von Produkten gewährleisten und gleichzeitig die Umwelt schonen. Es liegt an den Unternehmen, diese Chancen zu nutzen und echte Nachhaltigkeit zu fördern, anstatt sich auf Greenwashing zu verlassen.

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